Im 3. Jh. v. Chr. entstand an der Mündung des heutigen Don eine griechische Niederlassung, welche sich auf der Basis eines äußerst lukrativen Warenaustausches in kürzester Zeit zu einem herausragenden wirtschaftlichen Zentrum für das gesamte Umland entwickelte. An der Schnittstelle zum steppennomadischen Kulturkreis bildete Tanais dabei die Drehscheibe unterschiedlicher kultureller Erzeugnisse und Traditionen, die für die Herausbildung eines einzigartigen Gesellschaftssystems bestimmend gewesen sind: Einerseits war Tanais als befestigter Außenposten des Bosporanischen Reiches ein sichtbares Zeichen für das Vor-dringen griechischer Kultur in diesem Raum; andererseits lässt sich in dieser Stadt aber auch ein mit der Lokalbevölkerung auf Interaktion und Integration ausgerichtetes Handeln nachweisen, welches im archäologischen Befund seinen Niederschlag findet.
Langjährige deutsch-russische Ausgrabungen in der Kernstadt von Tanais haben dabei wesentlich zum Verständnis dieser Stadt und ihrer überregionalen Bedeutung als Mittler zwischen den Kulturen beigetragen. Sie sollen daher auch im Mittelpunkt des Vortrages über eine Region stehen, die mit zu den interessantesten in der Antike zählt.