Folgt man dem griechischen Geschichtsschreiber Diodor, behandelten die Thraker gefangene Griechen mit ausgesuchter Grausamkeit – eine eindrückliche Schilderung ihres Barbarentums. Diese griechische Wahrnehmung von Barbaren am ‚Rande‘ ihrer Welt steht im krassen Widerspruch zu den archäologischen Befunden und Funden in der griechisch geplanten Residenzstadt des odrysischen Machthabers Seuthes III. (ca. 330–295 v. Chr.). Hinzu tritt das 2004 entdeckte riesige Kammergrab des Herrschers mit seinem gesamten Inventar (goldenes, silbernes, bronzenes Geschirr, Amphoren, Waffen, Münzen etc.). Vor dem Grabzugang wurde das grandiose Bronzebildnis des Seuthes gefunden. Von diesen Funden ausgehend lässt sich das Phänomen der Akkulturation der Thraker in exzeptioneller Weise beleuchten, eingebettet in die Frühgeschichte des Diadochenreiches unter Lysimachos.