Der Vortrag ist ein Bericht über neue Untersuchungen von Pferdebestattungen und Pferdegeschirren aus skythischen Gräbern. Bislang war dieses Thema wenig erforscht, mindestens gibt es keine spezielle Forschung darüber. Man konzentrierte sich meistens auf Konstruktion und künstlerische Verzierung (Tierstil oder antike Sujets) des Zaumzeugs. Über den Anteil von Gräbern mit beigegebenen Pferden, ihre räumliche und chronologische Verteilung, die Besonderheiten der Niederlegung von Pferden (Himmelsrichtung, Lokalisierung der Grube mit Pferden, ihr Zusammenhang mit der Hauptbestattung und anderen Nebenbestattungen) gibt es noch keine allgemeine abschließende Aussagen. Da archäologische Daten über die Bedeutung von Pferdebestattung im Tortenritual skythischer Gruppen nicht in zufriedenstellendem Maße zur Verfügung stehen, ist es immer noch nicht geklärt, ob bei den Skythen ein elaborierter Pferdekult praktiziert wurde oder ob die Pferde sehr prestigeträchtige Opfergaben waren oder ob sie nur ein schön aufgerüstetes Transportmittel oder eine Beigabe für die komfortable Reise in Jenseits darstellten.
Die präzise Analyse der obengenannten Besonderheiten hat gezeigt, dass die erste entscheidende Rolle das Geschlecht der verstorbenen Person spielte und zweitens, ob es sich um eine Hauptbestattung, Nach- oder Nebenbestattung handelte. Der Aufbau der fürstlichen und der einfacheren Kurgane wurde nach bestimmten Regeln durchgeführt. In mehreren Fällen konnte man bemerken, dass im Plan der Kurgan nach dem Status der Verstorbenen in drei Bereiche aufgeteilt wurde. Auch im Profil kann man die gleiche Verteilung erkennen. Die Pferde und – Pferdeknechte – durften in den dritten Bereich gelegt werden. In der Regel befanden sich die Pferdebestattungen an der westlichen Seite des Grabes. In dem Fall, wenn der Verstorbene eine „gespiegelte Orientierung“ mit seinem Kopf hatte, dann wurde auch die Kurganplanung gespiegelt. In der Folge wurden die Pferde auf der östlichen Seite niedergelegt.
Die durchgeführte Analyse überzeugt uns, dass Pferdebestattungen im skythischen Grabritus eine wichtige aber untergeordnete Rolle besaßen. Der Platz und die Art der Niederlegung der Pferde in ihrer Grube zeigt, dass bei Ihnen wichtige Indizien für Tieropfer fehlen, z.B. hervorgehobener Platz und gefesselte Extremitäten.
Den Zaumzeuggarnituren lassen sich vier Stilgruppen zuweisen: Tierstil verzierte Gruppe 1; Tierstil verzierte Gruppe 2; Antikmotiv verzierte Gruppe; Thrakischer Stil verzierte Gruppe. Die beiden Tierstil verzierten Gruppen stehen für unterschiedliche Zeitphasen. Daher soll die erste Gruppe als frühe und die zweite als spätere bezeichnet werden. Die Zaumgarnituren der späteren Tierstil verzierten Gruppe wurden kombiniert mit Antikmotiv verzierten Garnituren. Thrakischer Stil verzierte Garnituren zeigen die persönlichen, dynastischen oder diplomatischen Beziehungen.