Referent: Dr. Annegret Plontke-Lüning
(Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Altertumswissenschaften, Lehrstuhl für Klassische Archäologie)
Montag, den 16.12.2002
Die Festung im heutigen Dorf Gonio, 15 km südlich von Batumi und 1 km südlich der Mündung des Tschoroch ins Schwarze Meer gelegen, wird allgemein gleichgesetzt mit dem u.a. bei Plinius, Arrian und Prokop erwähnten römischen Kastell Apsaros. Dieses war die größte Festung in dem sog. „Pontischen Limes“, dem spätestens in flavischer Zeit eingerichteten Sicherungssystem der römischen Ostgrenze an der Ostschwarzmeerküste, das verwaltungstechnisch zur Provinz Kappadokien gehörte. Die Festungsmauer, die ihrem Planschema nach in die diokletianisch-konstantinische Zeit zurückgeht, ist bis zu acht Meter hoch erhalten, was auf ihre ständige, mit intensiven Reparaturarbeiten verbundene Nutzung in byzantinischer und osmanischer Zeit zurückzuführen ist. Dementsprechend vielfältig sind die Befunde im Inneren der Festung, wo außer einer in osmanischer Zeit grundlegend erneuerten Thermenanlage und einer spätosmanischen Moschee keine Bauten mehr oberirdisch erhalten sind. Ausgegraben wurden in den letzten Jahren ein großer Bau mit Innenhof und eine weiträumige Thermenanlage, die beide über lange Zeit benutzt wurden. In den letzten Jahren arbeiteten Jenaer Archäologen mit Kollegen aus Batumi gemeinsam in Apsaros. Der Jenaer Schwerpunkt lag dabei auf Untersuchungen in der Umgebung der Festung, um die Beziehungen der römischen Besatzer zur einheimischen Bevölkerung zu klären. Dazu gehörte die Suche nach deren Siedlung, nach Nekropole(n) und nach Kommunikationsanlagen wie Hafen und Straßen. Geophysikalische und Sonar-Untersuchungen wurden in die Arbeiten einbezogen, die zu neuen Ergebnissen führten.