in Sakdrissi (Südostgeorgien)
Durch die Entdeckung des prähistorischen Goldbergwerkes von Sakdrissi in Georgien und seine Datierung in das 4. Jt. v. Chr. haben sich für die Forschung mehrere Fragen gestellt: In welchem sozialen Umfeld wurde hier in komplexer Arbeitsteiligkeit Gold produziert? Hat diese Goldgewinnung, die nach einer ersten Abschätzung der Produktionsmengen einige Hundert Kilogramm umfasst haben sollte, eine gesellschaftliche Differenzierung von Konsumenten und Produzenten begünstigt? Wie schwer die Rekonstruktion der Sozialumstände urgeschichtlicher Rohstoffgewinnung ist, zeigt die südostgeorgische Goldgewinnung im späteren 4. Jt. v. Chr. auf eindrückliche Weise: Während die „Produzenten“ mit ihren siedlungsgeschichtlichen und technischen Umständen mittlerweile durch ein beinahe zehnjähriges Projekt gut rekonstruiert werden können, fällt es ausgesprochen schwer, eine zeitgleiche Konsumption dieser Produktion zu fassen. Sie wird erst mit dem 3. Jt. durch Metallakkumulation in den Gräbern fassbar. Hier werden erstmals „Konsumenten“, vielleicht auch eine gesellschaftliche Kontrolle der Goldgewinnung erkennbar. „Sakdrissi“ und seine begleitenden Strukturen sind somit nur vor dem Hintergrund eines vielgestaltigen gesellschaftlichen Wandels verständlich, der den Südkaukasus zwischen dem späten Chalkolithikum und der entwickelten Frühbronzezeit erfasst hat. Es gilt es zu diskutieren, ob nicht gerade auch das Gold aus Sakdrissi einen Anteil an dieser Entwicklung hatte.