Die griechische Koloniestadt Olbia ist sicher lokalisiert und liegt in der Nähe des heutigen Dorfes Parutyne am rechten Ufer des Bug (des antiken Hypanis), ca. 40 km südlich der südukrainischen Großstadt Mikolajiw. Im Zeitraum zwischen 620/10 – 590 v. Chr. wählten hier die ersten Kolonisten für ihre Niederlassung einen strategisch herausragenden Siedlungsplatz aus.
Mit natürlichen Geländesenken im Norden und Westen sowie durch die Uferkante im Osten erhält das Siedlungsareal eine an ein Dreieck erinnernde Form. Zusätzlich zu verteidigungstechnischen Aspekten waren eine ausreichende Wasserversorgung und die Möglichkeit zur Errichtung von Hafenanlagen als überlebenswichtige Kriterien für die Auswahl eines neuen Siedlungsplatzes ausschlaggebend.
Historischer Kontext:
Während der griechischen Expansionsbestrebungen im 8.–5. Jh. v. Chr. traten die Küstenregionen des Pontos Euxeinos verstärkt in den Fokus hellenischen Interesses. Vor allem die Nordküste des Schwarzen Meeres wurde ab der zweiten Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. durch die Gründung zahlreicher Koloniestädte langsam aber stetig in die griechische Oikumene eingebunden. Dabei waren die neu gegründeten Pontosstädte trotz der großen Entfernungen zu ihren Mutterstädten von Anfang an auf das Engste mit den historischen Prozessen im Mittelmeerraum verbunden und konnten im Laufe der Zeit sogar große Bedeutung für einzelne Stadtstaaten in Griechenland erlangen. So dienten sie etwa im 4. Jh. v. Chr. für Athen als Garant einer sicheren Getreideversorgung und im Gegenzug als Abnehmer eigener Erzeugnisse.
Geographisch lassen sich insgesamt drei große Entwicklungsräume im nördlichen Schwarzmeergebiet feststellen, die sich ab dem 6. Jh. v. Chr. auf sehr unterschiedliche Weise zu überregional bedeutenden kulturellen wie auch politischen Zentren herausbildeten. Eines dieser Zentren ist das antike Olbia nahe dem Zusammenlauf von Bug und Dnepr. Die milesische Kolonie war die wichtigste Stadt in der Region und übte für viele Jahrhunderte maßgeblich Einfluss auf die Ereignisgeschichte des nordwestlichen Schwarzmeerraums aus.
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