Das Ziel unseres aktuellen, von der DFG finanzierten Forschungsprojektes ist eine umfassende Neukonzeption der Stadtentwicklung Olbias für das 6.–4. Jh. v. Chr., deren rekonstruierter Verlauf nicht mehr mit dem aktuellen Forschungsstand vereinbar ist.
Ausgangspunkt der geplanten Untersuchungen ist die auf neuesten Ausgrabungsergebnissen beruhende Erkenntnis, dass die bislang vorgenommene Trennung des olbischen Territoriums in eine eindeutig unterscheidbare Kern- und eine Vorstadt nicht mehr Bestand haben kann. Chronologische Übereinstimmungen in der Nutzungsgeschichte beider Areale sowie deren gemeinsame Absicherung durch ein neu entdecktes Fortifikationssystem, vergleichbare architektonische Entwicklungsphasen und das in seiner Quantität sowie Qualität übereinstimmende Kleinfundspektrum aus dem 6./5. Jh. v. Chr. sind eindeutige Hinweise darauf, dass beide Siedlungsbereiche von Anfang an Bestandteil eines einzigen, zielgerichteten Urbanisierungsprozesses gewesen sind (vgl. die Ergebnisse der ersten Projektphase).
Im Fokus des geplanten Projektes steht zunächst die archäologische Erforschung eines in seiner Größe wie auch seinem Erscheinungsbild außergewöhnlichen Befundes im Südwesten Olbias, der 2017 während einer geomagnetischen Prospektion lokalisiert und dessen frühe Datierung in das 6./5. Jh. v. Chr. bereits 2018 mittels einer Sondage bestätigt werden konnte (Grabungsareal Π1). Sowohl die Lage dieser Struktur als auch das bislang gesicherte Fundspektrum haben direkte Parallelen in den archäologisch untersuchten Sakralzonen der archaischen Zeit und lassen bereits zu diesem frühen Zeitpunkt auf ein aussagekräftiges Verteilungsmuster schließen.
Parallel zu diesen Feldforschungen gilt es zudem, das 2016/2017 entdeckte und für die Neukonzeption der Stadtgenese immens wichtige Fortifikationssystem des 6./5. Jhs. v. Chr. archäologisch auf potentiell vorhandene Bauphasen zu überprüfen.
Neben den eigentlichen Feldforschungen liegt der zweite Schwerpunkt zudem auf der Aufarbeitung und Neubewertung früherer Grabungen und der konkreten Einbindung damals erzielter Ergebnisse in das neue Forschungsprojekt. So können die Funde und Befunde der Fortifikation des 4. Jhs. v. Chr. um die sog. Kernstadt sowie aus bislang nur unzureichend publizierten Sakralzonen im Nordwesten des Siedlungsareals als konkreter Gradmesser für die Stichhaltigkeit des neu rekonstruierten Ablaufs olbischer Stadtgeschichte dienen. Eine erstmals umfassend durchzuführende Verteilungsanalyse der bislang bekannten Gräber aus archaischer und klassischer Zeit wird zudem die Möglichkeit eröffnen, die auf den Grabungsergebnissen basierende chronologische Abfolge der Flächennutzung unmittelbar zu überprüfen. Insgesamt werden in dem Forschungsprojekt somit erstmals alle relevanten Grabungsergebnisse zusammengeführt, in direkter Kombination miteinander neu bewertet und umfassend der Forschung zugänglich gemacht.
Die aktuellen Ergebnisse der jährlichen Grabungskampagnen werden zukünftig an dieser Stelle jeweils zeitnah und in kurzer Form dargelegt.
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